Mai: Fluch oder Seggen?

Seggen bereiten so manchem Gartenbesitzer Kopfzerbrechen, wenn sie seinem Idealbild eines gepflegten Rasen entgegenstehen. Mit ihren hartnäckigen Ausläufern ist vor allem die Behaarte Segge (Carex hirta) kaum wieder wegzubekommen, aber will man das denn überhaupt? So ein gepflegter Rasen ist doch eh langweilig und Seggen sind eine spannende Artengruppe. Man kann die verschiedenen Arten sogar gut als Zeigerpflanzen verwenden: Wenn man die Seggen auf einer Fläche bestimmen kann, kann man meist schon einiges über die Standortfaktoren dort aussagen.

Aber was sind Seggen denn überhaupt? Und woran erkennt man sie und wie kann man die einzelnen Arten unterscheiden?

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Carex flacca Foto: CC-BY Biodehio

Seggen (Gattung: Carex) gehören zu den Sauergräsern (Cyperaceae) und damit zu den Grasartigen. Von den Süßgräsern kann man diese anhand des 3-kantigen Stängels und den fehlenden Knoten unterscheiden. Die Gattung Carex zeichnet sich dadurch aus, dass die weiblichen Blüten von einer Hülle, dem „Schlauch“ umgeben sind.
Innerhalb der Seggen unterscheidet man zwischen den Einährigen, die nur eine einzige Ähre pro Stängel haben, den Gleichährigen, bei denen alle Ähren gleich aussehen und meist sowohl männliche als auch weibliche Blüten enthalten, und den Verschiedenährigen, bei denen es Ähren mit nur männlichen und Ähren mit nur weiblichen Blüten gibt, die deutlich unterschiedlich aussehen. Weitere Bestimmungsmerkmale sind unter anderem die Länge der Ähren und der Tragblätter, die Form und Farbe der Schläuche und der Spelzen, sowie die Stellung der männlichen und weiblichen Blüten und die Form und der Farbton der Blätter. Wenn man auf diese Sachen achtet, sehen die etwas mehr als 100 verschiedenen Arten, die es bei uns gibt, auch auf einmal gar nicht mehr alle gleich aus und das Bestimmen ist schon weniger knifflig!
Da gibt es zum Beispiel an trockenen Standorten die Blaugrüne Segge (Carex flacca), im Wald an feuchten Stellen die riesige Hänge-Segge (Carex pendula), die genauso wie die kleinere Wald-Segge (Carex sylvatica) im Querschnitt W-förmige Blätter hat. Wenn man auf Waldböden einen durchgehenden Grasteppich aus langen, feinen, überhängenden Blättern sieht, gehören diese oft zu der Zittergras-Segge (Carex brizoides). Außerdem sind Seggen in Feuchtgebieten stark vertreten. So zum Beispiel die Ufer-Segge (Carex riparia), die häufig in Gräben zu finden ist, oder auf feuchten Streuwiesen und in Flachmooren die Wiesen-Segge (Carex nigra) und viele andere.
Es gibt bei dieser Artengruppe also viel zu entdecken und ich kann euch empfehlen bei den Spaziergängen mal auf Gräser mit dreikantigem Stängel und meist mehr oder weniger stachelig aussehenden Ähren zu achten. Von April bis Juni ist eine gute Zeit zum Bestimmen, denn in dieser Zeit blühen viele noch oder sind gerade erst verblüht und man erkennt die Bestimmungsmerkmale an den Schläuchen relativ gut. Also los nach draußen! Es lohnt sich besonders, darauf zu achten, welche Seggen wo vorkommen, denn oft sind sie charakteristisch für einen bestimmten Lebensraum.

Viel Spaß wünscht euch eure NaSe Clara 🙂

Quellen/Tipps zum Weiterlesen:

  • Aichele, D. und Schwegler, H.-W.: Unsere Gräser, Kosmos 2011
  • Steinbach, G.: Gräser, Mosaik-Verlag 1990
  • Allgemeine Pflanzenbestimmungsbücher (Rothmaler, Schmeil-Fitschen)

Bild rechts: Carex acutiformes, Foto: Clara

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