C’était très chouette en France!

Rückblick über zwei tolle DJN-Wochen in Südfrankreich im Herbst 2012.

Frankreich (oder doch Holland?)

Jede Reise braucht ein Lied, und das Lied unserer Südfrankreichtour war unangefochten „Holland“, geschrieben von Pirkko von der Heckenkapelle (Lahninger Wandervogel).

Die Zehen laufen mir davon, deinen Schritten nach

Ende September zwängten sich 13 neugierige DJNer und neu Zugestoßene in stickige Autos, um ihre zweiwöchige Entdeckungstour in Frankreichs Süden anzutreten. Die lange, aber reibungslose Fahrt führte zunächst nach Saintes-Maries-de-la-Mer, eine Kleinstadt in der Camargue, von wo aus wir in der ersten Woche die Natur des Rhône-Deltas unter die Lupe, vor das Spektiv oder in den Kescher nahmen. Die zweite Woche verbrachten wir etwas weiter nördlich in Saint-Rémy-de-Provence. Von dort aus ließen sich sowohl die Bergkette Les Alpilles als auch die Crau, Europas einzige Steinsteppe, erkunden.

Weil ich nicht suchte, was ich fand liegt nun alles brach

Gesucht: Bienenfresser, Wiederhopf, Bierschnegel und Rotflügel-Brachschwalbe.
Gefunden: Rosaflamingos, Blauracken, Nacht-, Kuh-, Silber- und Seidenreiher, Ibisse, Löffler, Trauerschwan, Raubseeschwalben, Schwarzstörche, Nutrias, Smaragdeidechsen, Maulwurfsgrillen, Gottesanbeterinnen, Pelikanfüße bis zum Abwinken, Scolopendren (das sind riesige, giftige Hundertfüßer mit gelben Beinen), Rosmarin, Thymian, Wacholder, Lorbeer, Oliven, Feigen, Mandeln. Und noch vieles, vieles mehr…

Ohne Wege muss ich nun wandern, alle Wege führen zum Andern

„So ein Quatsch, wir drehen nicht um! Wir kommen schon wieder auf den Weg!“, sprach eine DJNerin tapfer, während das hüfthohe, undurchdringliche Kermes-Eichen-Gestrüpp ihr tiefe Wunden in die nackten Beine riss und die Sonne erbarmungslos vom tiefblauen Himmel brannte. Die Alpilles haben uns gezeigt, dass wir zu Recht nicht den Namen „Deutscher Jugendbund für Orientierung und Kartenlesen“ tragen.

Die Straße so eng, dass ich die Mauern riechen kann

Und da ist es, wie die lebendig gewordene Postkarte, das typische Bild einer südfranzösischen Kleinstadt: Ein Labyrinth aus engen, verwinkelten Gassen, malerische leicht verfallene Sandsteinhäuser, Straßencafés, bunte Märkte, auf denen es alles gibt. Arles, in das wir auf der Durchreise reinschnupperten, erfüllte diese Erwartungen perfekt, aber das Bergdorf Les Beaux trieb es fast schon ein bisschen zu sehr auf die Spitze mit diesem Klischee. Ganz großes Kino: Die Autofahrer, die lässig da lang brettern, als hätten sie zwei Meter Platz zu beiden Seiten statt zwei Zentimetern.

Wo die Sonne träge Stunden frisst, vertauschen ich und du

Wie können wir miteinander umgehen, sodass sich alle wohlfühlen? Wie lösen wir Meinungsverschiedenheiten? Welche Rolle habe ich in dieser Gruppe? Die zwei Wochen in Frankreich waren nicht nur naturkundlich, sondern auch menschlich sehr intensiv. Aus 13 verschiedenen Köpfen voll mit mindestens so vielen verschiedenen Erwartungen eine harmonische Gruppe werden zu lassen, ist nicht einfach. Aber machbar. Am Ende hatten selbst die hartnäckigsten Kritiker Spaß an der Basisdemokratie.

Dort drunten unterm Sommerbaum liegen nur die Schuh’

Es gab da so ein bärtiges und langhaariges Gruppenmitglied, das stets „Hippies!“ zu schimpfen pflegte, wenn jemand schuhlos in sein Blickfeld trat. Aber wie sollte man auch nicht Hippie sein, wenn man bei gepflegten 25 °C am Spülsaum des Mittelmeers über warmen Sand geht und sich die Brandung um die Knöchel spielen lässt? Auch was abendliche Gitarrenrunden am Strand oder Lagerfeuer angeht, wurden wir wohl mal wieder dem Klischee gerecht. Die Reaktionen auf unsere musikalischen Darbietungen waren gemischt: Während auf dem einen Campingplatz unser Nachbar die Musik anscheinend so toll fand, dass er uns gleich gefilmt hat, haben die Nachbarn auf dem anderen Campingplatz den Platzwart angerufen, der daraufhin mit seinem Elektromobil angefahren kam und für Ruhe und Ordnung sorgte.
Sehr unhippiehaft ist dagegen die neue Form des Birdings, die wir in der Camargue für uns entdeckt haben: Aus der offenen Bullitür heraus. „Fahr noch mal ein Stück zurück, da war grade noch ein Zwergtaucher!“ Sehr hilfreich war dabei auch der Walkie-Talkie-Funkverkehr zwischen den beiden Autos. „Zweiter Strommast – Blauracke. Piep.“

Inmitten der Wege Himmel und Wolken, Wiesen grüßen uns

Alle drei Gebiete, in denen wir waren, haben uns wohl auf die eine oder andere Art den Atem verschlagen. Die Camargue: Eine unglaublich weitläufige Sumpflandschaft, zur Küste hin immer salziger werdend, mit weißen Pferden, schwarzen Stieren und rosa Flamingos. Viele große und kleine Teiche, und natürlich das Meer. Die Alpilles: Bizarre Kalkfelsen, von deren Spitze aus man wunderschöne Ausblicke auf die Umgebung genießen konnte, auf dem Weg nach oben überall duftender Thymian und Rosmarin. Und die Crau: Eine absolut platte und trockene Steppe, mit sehr wenig Vegetation, aber dafür umso mehr Staub und Steinen. Nichts außer ein paar Schäferhütten, was einen vor der knallenden Sonne hätte schützen können. Trotzdem ein Ort, an dem man sogar Nacktschnecken finden kann.

Und wir sollten diese Nacht im Nachtwind wohnen

An genau zwei Tagen auf unserer Tour hat es geregnet: Am An- und am Abreisetag. Dafür jedoch gleich so richtig: Die sintflutartigen Niederschläge bei unserer Ankunft haben das Aufbauen von Zelten nahezu unmöglich gemacht, sodass unser gütiges Orga-Team (gelobt seien sie) sich dazu entschloss, uns Hütten zu gönnen. Wie echte Hippies im Nachtwind gewohnt haben wir dann immerhin in der zweiten Woche, oder zumindest nur durch eine Zeltplane davon getrennt. Einige auch direkt unter dem Sternenhimmel.

Dort flecht’ ich Worte dir ins Haar, du entwirrst mich ohne Müh

Beliebte Freizeitbeschäftigungen waren Diskussionen über Gott und die Welt. Zum Beispiel mit der Frage, ob Zoos sinnvoll sind, hat sich die ganze Gruppe nach dem Abendessen bestimmt mindestens eine ganze Stunde beschäftigt. Gegen Ende der Reise ging jedoch der Trend hin zu Black Stories, Rätseln und Systemspielen. Warum liegt ein Mann im Taucheranzug tot im Wald und was kann man eigentlich alles auf dem Markt Keinikeino kaufen?

In mir lacht der Maien nach, selbst montags in der Früh’.

Jetzt ist es zwar eher samstags in der Spät, und das was da in mir lacht ist wohl auch eher Oktober als Mai, aber es lacht, und ich habe einen Ohrwurm, pfeife – la la la la lei, la la la la la lei – und finde es gar nicht so schlimm, dass ich jetzt alleine in meiner engen, kalten Wohnung sitze und demnächst die Uni und der Winter wieder losgehen, weil ich mir sicher bin, das mit großer Wahrscheinlichkeit mindestens eine*r von uns gerade den gleichen Ohrwurm hat und genauso schief wie ich vor sich hin pfeift …

Foto: Jonas/DJN

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