Ohne Moos nix los? Rückblick auf den Moosbestimmungskurs 2014

Am 23. und 24.11. fand in Freiburg unter der fachkundigen Leitung des Moosexperten Michael Lüth ein Moosseminar statt. Am Samstag ging es um 8 Uhr mit einer kleinen Einführung los: Was sind Moose und wieso sind sie spannend? Zunächst kurz zum Aufbau eines Mooses: Moose bestehen in der Regel aus dem Gametophyten (das Grüne) und dem Sporohphyten (auch Sporogon, meist eine Kapsel auf einem Stiel, die aus dem Moos herausragt). Moose sind besonders interessant, da sie sensibel auf Umweltveränderung reagieren und so sowohl kleinste Standortunterschiede als auch Klimaveränderungen anzeigen.

Das Brunnenlebermoos (Marchantia polymorpha): ein thalloses Lebermoos. Foto: Manfred Morgner, CC-BY-SA

Dann ging es mit Binokular und Mikroskop bewaffnet ans Bestimmen der kleinen grünen Pflänzchen. Zunächst befassten wir uns mit thallosen Lebermoose. Sie sind nicht in Stämmchen und Blättchen gegliedert, sondern bestehen aus einem mehr oder weniger einheitlichen, gelappten Gebilde dem sogenannten Thallus (s. Foto links). Auf dem Thallus sitzen manchmal Brutbecher, in denen linsenförmige Brutkörper liegen, die der vegetativen Vermehrung dienen. Anschließend haben wir einige beblätterte Lebermoose angeschaut. Während man thallose Lebermoose noch recht einfach erkennt, wird es bei beblätterten Lebermoosen schon schwieriger sie von Laubmoosen zu unterscheiden. Mit der Zeit entwickelt man aber einfach „einen Blick dafür“, zu welcher Gruppe ein Moos gehört.

Nowellia curvifolia: ein beblättertes Lebermoos. Foto: Bernd H., CC-GFDL

Im Anschluss an die Lebermoose haben wir Torfmoose angeguckt. Torfmoose haben neben grünen Zellen für die Photosynthese auch große helle Zellen (Hyalocyten) zur Wasserspeicherung. Unter dem Mikroskop ist das gut erkennbar. Nach den Torfmoosen folgten die Laubmoose. Man unterscheidet innerhalb dieser Gruppe die akrokarpen Laubmoose von den pleurokarpen Laubmoosen. Akrokarpe Laubmoose haben ihre Sporogone an der Spitze ihres Stämmchens sitzen und wachsen in der Regel aufrecht und kaum verzweigt (vgl. Foto von Polytrichum). Bei den pleurokarpen Laubmoosen entspringen die Sporogone den Seitenästen der stark verzweigten Pflanzen. Ein häufiges und auffälliges pleurokarpes Moos ist zum Beispiel das Etagenmoos Hylocomium splendens, bei dem die Jahrestriebe stockwerkartig übereinander wachsen. Nachdem wir viele Moose bestimmt haben, sind wir am Sonntagnachmittag im Botanischen Garten auf Moossuche gegangen und haben versucht unsere Kenntnisse anzuwenden. Einfach zu erkennen sind die Moospolster von Grimmia pulvinata, die wegen der Glashaare am Ende der Blättchen (erkennt man mit einer Lupe) silbrig wirken und auf Mauern und Steinen wachsen (siehe Bildergalerie).

Polytrichum formosum: ein akrokarpes Laubmoos. Foto: A. Klink, CC-BY

Hylocomium splendens: ein pleurokarpes Laubmoos. Foto: Hermann Schachner, CC0

Der Kurs hat viel Spaß gemacht. Moosbestimmung ist nicht immer einfach und im Bestimmungsschlüssel (Moosflora, Fram/Frey) sind wir über einige Fehler gestolpert. Nun wissen wir aber, worauf man bei der Bestimmung achten muss, wie die verschiedenen Moosmerkmale wie „sichelförmige Blätter“, „Lamellen auf der Blattrippe“ oder „Oberlappen kleiner als Unterlappen“ aussehen und sind motiviert auf unseren nächsten Exkursionen auch die bislang missachteten Moose genauer unter die Lupe bzw. unter das Mikroskop zu nehmen.

Das Interesse an dem Moosseminar war sehr hoch, außer den 19 anwesenden Teilnehmern standen noch 15 Personen auf der Warteliste! Auf dem Winterseminar werden wir einen kleinen Einsteigerkurs in die Moosbestimmung veranstalten und freuen uns schon darauf unser neu gewonnenes Wissen mit allen Interessierten zu teilen.

Tolle Fotos aller Laubmoose Deutschlands findet ihr im Bildatlas von Michael Lüth unter: http://www.bildatlas-moose.de/

Text: Mira B.

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