April: Insektenfalle im Frühlingswald

Auch wenn die meisten Frühjahrsblüher jetzt schon verblüht sind, lohnen sich Frühlingsspaziergänge durch den Wald immernoch! Neben den vielen zwitschernden Vögeln  könnt ihr zurzeit mit etwas Glück eine Pflanze mit einer außergewöhnlichen Bestäubungs-Taktik sehen.

Den Aronstab (Arum maculatum) erkennt man schon im frühen Frühling an seinen Blättern mit pfeilförmigem Grund, die manchmal dunkel gefleckt sind. Das augenfälligere Erkennungsmerkmal sind im Moment aber die kolbenförmigen Blütenstände, die von einem auffälligen, grünlich-weißen Hochblatt umgeben sind.

Blick von oben in die Kesselfalle, Foto: Clara

Blick von oben in die Kesselfalle, Foto: Clara

 

Die eigentlichen Blüten sind ziemlich unspektakulär ohne Kronblätter und sind eingeschlechtig, das heißt es gibt männliche und weibliche Blüten. Sie sitzen versteckt  am unteren Teil des Kolbens, der von dem eingerollten Hochblatt umhüllt und außerdem von zu Borsten umgebildeten sterilen Blüten nach oben hin abgeschlossen ist, und sind deshalb von außen nicht sichtbar. Nur ein bräunlicher, manchmal etwas violett schimmernder steriler Abschnitt ragt heraus.

 

Doch wie funktioniert nun die Bestäubung bei diesen versteckten Blüten?

 

Aufbau des Blütenstandes, Zeichnung: Clara

Aufbau des Blütenstandes, Zeichnung: Clara

Der obere Teil des Kolbens sondert einen für manche Fliegen und Mücken attraktiven Aasgeruch ab. Besonders kurios ist, dass die Temperatur im Kolben um bis zu 15°C gegenüber der Außentemperatur erhöht sein kann! Dadurch werden zahlreiche Insekten angelockt, doch nur die Kleinen kommen durch die verengte Röhre zum unteren Teil des Blütenstandes. Und wenn sie erstmal dort sind, kommen sie so schnell nichtmehr raus. Die Innenseite des Hochblattes ist völlig glatt, sodass die Insekten dort keinen Halt finden, und die Borsten versperren zusätzlich den Ausgang. Da ihnen nichts anderes übrig bleibt, krabbeln die Fliegen und Mücken unten in dieser sogenannten Kesselfalle herum und bestäuben dabei die weiblichen Blüten(zumindest wenn sie vorher schon eine andere Aronstabpflanze besucht haben und deren Pollen mitbringen). Um Selbstbestäubung zu verhindern reifen die männlichen Blüten erst danach und pudern die Insekten mit neuem Pollen ein. Spätestens 24 Stunden nach der Bestäubung welken dann die Borsten und die gefangenen Insekten werden wieder freigelassen – um mit etwas Pech in der nächsten Kesselfalle zu landen und eine weitere Pflanze zu bestäuben…

Eine weitere Besonderheit des Aronstabs ist, dass er, obwohl er zur Gruppe der einkeimblättrigen Pflanzen gehört, netznervige Blätter hat. In der Regel haben die Vertreter dieser Gruppe (z.B. Gräser und Orchideen) parallelnervige Blätter, das heißt die Blattadern sind alle parallel zueinander und nicht verzweigt. Beim Aronstab durchziehen sie die Blätter dagegen netzartig verzweigt.

Und wo genau müsst ihr nun hin, wenn ihr euch diese raffinierten Blütenstände einmal selber anschauen wollt? Aronstab ist (zumindest in Süd- und Mitteldeutschland) nicht selten und wächst vor allem in Buchenwäldern auf etwas feuchten, nährstoffreichen Lehmböden, aber auch in Auwäldern und an Hecken oder in Parks.

Und wenn ihr Glück habt, findet ihr dort vielleicht auch noch einen letzten blühenden Lärchensporn (Corydalis cava), mit dem der Aronstab häufig gemeinsam vorkommt 🙂

 

Bild oben rechts: Aronstab, Arum maculatum, Foto: Clara

 

Quellen/Tipps zum Weiterlesen:

Sebald, Oskar: Die Farn-und Blütenpflanzen Baden-Württembergs, Band 8: Juncaceae bis Orchidaceae, Ulmer 1998

http://www.floraweb.de/pflanzenarten/druck.xsql?suchnr=625&sipnr=625&

 

Verfasserin: Clara Bultmann

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