»Wir haben es satt!« – Intensive Landwirtschaft und Viehzucht

Samstag, 19.01.2013 – 11 Uhr, Berlin

Im Vorfeld der »Wir haben es satt«-Demo in Berlin trifft sich der DJN schon am Freitagabend und nimmt an den Aktivitäten der BUNDjugend teil. Am Samstag protestieren wir lautstark und mit bunten Bannern für eine bessere Landwirtschaft! Anschließend diskutieren wir nach Lust und Laune über Agrarpolitik.
Treffpunkt zur Demo am Samstag: 11 Uhr am Hauptbahnhof vor dem Asiaimbiss. Dieser ist direkt am Ausgang Richtung Reichstag zu finden. Kontakt: Maria (mar-bon@gmx.de)

Eine biologische Ansicht

Wenn das Thema Konsum und Ernährung zur Sprache kommt, sich daraufhin jemand als Vegetarier und Veganer äußert, wird anschließend oft „Ach diese Ökos“ geraunt. Doch oftmals wird gerade der ökologische Aspekt der großen Agrarindustrie vernachlässigt. Viele wissen, dass es den Tieren in der Massentierhaltung nicht gut geht und dass Spritzmittel ungesund für uns Menschen sind. Alles schön und gut und auch wichtig. Aber was hat die moderne Landwirtschaft für Folgen für das gesamte ökologische System?

Es beginnt mit dem Pflanzenanbau. Da Maschinen immer effektiver werden und immer weniger Arbeit den Menschen überlassen, wird der Ertrag pro Fläche immer höher. Wir sind es gewohnt, dass alles immer besser und effektiver werden soll. Leider vergessen wir dabei oftmals, alle Faktoren mit einzubeziehen. Bei immer effektiverem Ertrag bleiben Ackerwildkräuter auf der Strecke. Diese Ackerwildkräuter sind hübsch und bunt, aber vor allem locken sie viele Insekten an, die Nektar saugen und gleichzeitig Pflanzen bestäuben. Auch einige unserer Nutzpflanzen (also alles außer Getreide) braucht eben diese Insekten. Nur wenn ihre Futterquellen divers sind, kommen sie gerne an den Standort zurück.

Als anschauliches Gegenbeispiel dienen die Mandelplantagen in den USA. Dort werden hektarweise Mandelbäume angepflanzt, meist weiter als der Horizont reicht. Da auf so komprimierter Fläche aber nicht genug Honigbienen, die die Mandelbäume bestäuben können, zusammenkommen, werden die Bienen von den Imkereien extra zu den Mandelplantagen in Kalifornien gefahren. Und danach zur Apfelblüte nach Washington. Und danach zu verschiedenen Obstblüten nach North Dakota. Und abschließend wieder nach Kalifornien. So dass viele amerikanische Bienen einmal im Jahr eine Rundreise durch die USA machen. Nur weil es für die Farmer einfacher und effektiver ist, eine Sorte Nutzpflanze auf riesiger Fläche anzubauen. Inwiefern diese Monokulturen Ursache für das ominöse Bienensterben haben, ist noch nicht bekannt. Es ist aber sicherlich ein wichtiger Faktor.

Zurück nach Deutschland. Hier werden aktuell auch mehrjährige Monokulturen einer Sorte Nutzpflanze gefördert, und zwar Maisäcker. Aufgrund der Förderung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ist es für Bauern mit nährstoffarmen Böden rentabler, Energiemais anzubauen. Somit steht Energie in direkter Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion. Dies muss geändert werden. Energiemais sollte nur in einer Fruchtfolge angebaut werden dürfen, so dass in den jeweiligen anderen Jahren Lebensmittel produziert werden.

Da nur noch selten der Kreislauf besteht, dass ein Hof Ackerland und Vieh hat, so dass ein Teil der Getreideproduktion Futtermittel ist und die Exkremente der Tiere als Dünger dienen, wird heutzutage sehr oft mit künstlichem Stickstoffdünger der Boden genährt. Durch Ausbringung von künstlichem Stickstoff steigt Lachgas auf, das ca. 300-mal schädlicher als Kohlenstoffdioxid ist. Außerdem wird zusätzlicher Stickstoff dem Boden hinzugefügt. Dieser gelangt bei starker Düngung ins Grundwasser, in den Fluss und am Ende ins Meer. Diese Eutrophierung bewirkt, dass sich nur noch bestimmte Organismen vermehren können, oft unangenehme oder sogar giftige Algen.

Bei der Viehwirtschaft ist es keinen Deut besser. Große Säugetiere werden in unnatürlich hoher Dichte gehalten, die Natur kann also nicht mit natürlichen Prozessen Futtermittel für alle diese Tiere erzeugen noch deren Exkremente verarbeiten. Daher wird Futtermittel aus Südamerika importiert, wo Urwald gerodet wird, um Tiere in unseren Industrieländern zu ernähren. Wenn man sich die Energiebilanz des ganzen Prozesses heutzutage vor Augen führt, bleibt einem der (Fleisch-)Kloß im Halse stecken. Die Bearbeitung des Bodens, die Aussaat, der Dünger, die Pflanzenschutzmittel, die Ernte, der Transport nach Europa, die Verfütterung an die Tiere, die Schlachtung, Weiterverarbeitung des Fleischs, die Tiefkühlung, der Transport zu den Supermärkten, die dortige Lagerung und Präsentation der Ware inklusive der Entsorgung des entstandenen Mülls aus der ganzen Produktionskette ist ein ganz schön langer Weg für unser Schweinenackensteaks oder unsere Chickenwings. Laut klimAktiv verbraucht der Durchschnittsbürger genauso viele Treibhausgase für Privatfahrzeuge wie für seine Ernährung (ca. 1,55 Tonnen). Ernährung hat demnach nicht nur etwas mit Gesundheitsbewusstsein, Tierrechten und Ökologie zu tun, sondern nimmt auch einen großen Stellenwert in der Klimadebatte ein.

Nun werden einige denken: Was geht mich das an? Ich bin doch Veganer. Meine Intention ist jedoch nicht jeden von Veganismus zu überzeugen, denn Viehwirtschaft kann auch einen positiven Effekt auf Biodiversität einnehmen. Denn Wiesen und Weiden sind sehr artenreiche Biotope, die Lebensraum für viele seltene Pflanzen und Tiere bieten. Für eine Viehwirtschaft, die wieder draußen auf den Weiden und nicht im Stall stattfindet, müssen wir aber unseren Konsum ändern und Fleisch- und Tiererzeugnisse als ganz besondere Delikatesse und nicht als Notwendigkeit zu jeder Mahlzeit verstehen.

Am 19.1. wollen wir in Berlin auf die Straße gehen, damit genau diese Art von Landwirtschaft gefördert und umgesetzt wird. Seid ihr ähnlicher Meinung oder wollt noch eine Position finden? Dann kommt einfach mit uns mit!

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