Groß und Klein in Westerhever – Das Herbstlager 2011 im Rückblick

Teil 1: Die erste Woche (von Pablo und Rebecca)
 

Auf dem diesjährigen Hela vom 3. bis zum 14.10. am Westerhever Leuchtturm waren wir eine buntgemischte, wechselnde Besetzung mit einer Altersspanne von sage und schreiben 0 bis 28 Jahren! Leider war das Wetter selten so gut drauf wie wir. Das hat uns jedoch keinesfalls von tollen Exkursionen abgehalten, allerdings hat es uns auch einige schöne Abende mit Film, Singen und Stricken beschert.

 

Dank Bahn-Streik ist am ersten Tag nur eine kleine Kerngruppe bis zum Leuchtturm vorgedrungen, und hat es sich schon mal im Seminarhaus gemütlich gemacht. Diese tolle Truppe hat es auch vollbracht, die gesamten leckeren Lebensmittel für zwei Wochen ohne Auto vom Deich bis zum Turm zu bringen! Am Nachmittag haben sie eine schöne Wanderung auf die Sandbank unternommen.

 

Am Mittwoch haben wir eine große Fahrradtour Richtung Katinger Watt (Katwatt) und Eidersperrwerk unternommen. Auf dem Hinweg mussten wir einem unglaublich großen Stier Platz machen, der über die Straße getrieben wurde. Ein so großes Rind hatten wir alle noch nicht gesehen! Doch heil im Nabu-Zentrum Katinger Watt angekommen, wärmten wir uns bei Tee und Essen auf. Dank Stefans exzellenter Kenntnis als Ex-Zivi des Katwatts, konnten wir eine tolle Führung zur Entstehung des Gebietes durch das Infozentrum genießen. Anschließend konnten wir von den Hides aus noch einige schöne Vögel beobachten: Kolkrabe, Zwergsäger und viele Entenarten. Der Rückenwind trieb uns weiter Richtung Aussichtsturm mit Singschwan, Wanderfalke, Bekassine und vielen anderen Limikolen, und schließlich bis zum Eidersperrwerk. Dieses monströse Bauwerk machte uns die enormen Eingriffe der Menschen in unsere Naturräume deutlich. Noch ein kleiner Schlenker durch den einzigen Wald Eiderstedts (einige konnten einen Seeadler beobachten), und dann ging es auf den Rückweg – immer gegen den Wind. Wegen des orkanartigen Windes und der inzwischen hereingebrochenen Dunkelheit fiel unsere Gruppe auseinander und verlor sich im Straßengewirr Richtung Westerhever. Letztendlich schafften es aber wieder alle heil bis zum Leuchtturm.

 

Am nächsten Morgen führte Jenny uns ein bisschen in die Schmetterlingskunde ein. Wir hatten viele Präparate zur Bestimmung zur Verfügung und konnten so einige Merkmale bestimmter Gruppen herausarbeiten. Nachmittags wurden wir in ein Projekt mit einbezogen, bei dem eine Gruppe Südkoreaner den Naturschutzverein ‚Schutzstation Wattenmeer‘ besuchte, um etwas über hiesige Naturschutzarbeit zu lernen. Hierbei hielt uns Rainer Schulz einen Vortrag über die Arbeit der ‚Schutzstation Wattenmeer‘ und den Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer.

 

Der Freitag bestand aus einem ganztägigen Besuch der Ausstellung ‚Multimar Wattforum‘ in Tönning mit einer dreistündigen, sehr spannenden Führung ‚hinter den Kulissen‘. Hierbei konnten wir die verschiedenen Lebensräume der Nordsee mit ihren jeweiligen Bewohnern in den Aquarien als auch die Aquarien von hinten kennen lernen. Beeindruckend war die Begeisterung unseres Gruppenleiters Birger Kreutz für jedes einzelne Lebewesen. Anschließend gab es eine öffentliche, jedoch sehr auf Touris ausgelegte Fütterung im 6 m hohen Aquarium.

 

Am Samstag haben wir uns vormittags einige Salzwiesenpflanzen angesehen und uns mit ihren jeweiligen Spezialisierungen auseinandergesetzt. Nachmittags gab es stürmisch-regnerisches Nordseewetter, sodass bei gemütlichem Kekse Knabbern die ein oder andere Socke produziert wurde.

 

Auch am Sonntag haben wir vormittags eine Exkursion durch die Salzwiesen um den Leuchtturm gemacht und konnten dabei interessante ornithologische Beobachtungen machen: Zwergmöwe, Schmarotzerraubmöwe, Ohrenlerche und Trauerente flogen über uns hinweg. Abends besuchte uns Rainer Borcherding und hielt uns einen sehr spannenden und vor allem aufrüttelnden Vortrag über die Fischerei in der Nordsee und den Weltmeeren. Dieser Vortrag mit den thematisierten Problemen bleibt uns bis heute im Kopf.

 
Teil 2: Die zweite Woche (von Nicolai)
 

Es ist Samstag, das Wetter etwas ungemütlicher als erhofft, und ich sitze nachmittags neben meinem Fahrrad in der Bahn, höre Musik und lese voller Vorfreude auf das diesjährige Herbstlager in Westerhever die aktuellen NaBeis. Dann reißen mich plötzlich die Bahnlautsprecher aus meinen Gedanken: „In Kürze erreichen wir Tating, der Ausstieg ist in Fahrtrichtung rechts.“ Also schnell den Rucksack zu, Fahrrad vom Bahnabteil losknoten und zu Tür hin, die Bahn hält an, ich drücke auf den Türöffnungsknopf und…nichts. Nach einigen Versuchen fährt die Bahn weiter und ich steige genervt an der nächsten Station aus, bemerke, dass es zu regnen beginnt und steige 15 Minuten später wieder in die Bahn. Diesmal gehen die Türen in Tating auf. Nun also noch irgendwas zwischen 7&10 km fahren und dann bin ich am Leuchtturm Westerhever bei den anderen DJNern. Nach einer knappen Dreiviertelstunde komme ich am Leuchtturm an, die anderen sind auf Küche und Essraum verteilt und am Schnippeln, Kochen, Kartenspielen, Stricken, Singen und fröhlich Beisammensitzen. Wenig später sind Essen und Tee auch fertig und nach dem Plenum bekommen wir eine SMS, in der steht, dass in dieser Nacht mehrere hundert Sternschnuppen am Nachthimmel zu sehen sind.

Sind wir also alle mit Keksen, Ferngläsern, Spektiven und einer iPhone-Sternenkarte gegen 22:00 Uhr nach draußen, haben Sternschnuppen gezählt und bemerkt, dass die Monde des Jupiters fast in einer Reihe stehen, ein netter Ausklang für den Abend.

Am nächsten Tag sind wir alle zusammen losgegangen, um die Abreisenden zum Parkplatz zu bringen, einer von uns ist auf dem Weg dann links abgebogen, um weiter zu ornithologieren und wurde auf dem Rückweg wieder eingesammelt. In dem zuvor mit Gepäck beladenen Bollerwagen saßen nun lachende, schreiende DJNer, die sich von anderen ziehen bzw. schieben ließen. Entsprechend außer Puste kamen wir wieder beim Leuchtturm an und aßen erstmal was. Abends gab es dann von Rainer noch einen Fischereivortrag, der wie immer spannend und informativ war, danach wurden noch 2 lustige Kurzfilme geschaut, in dem einen waren die Star-Wars-Charaktere als Gemüse dargestellt und bekämpften Genfood-Klonkrieger oder so ähnlich.

Montagvormittag kam dann der letzte Leuchtturmwärter in Westerhever, der den Leuchtturm bis 1979 wartete und machte mit uns eine Führung. Er führte uns die 157 Treppenstufen hinauf, zeigte uns das Trauzimmer, in dem Leute seit 10 Jahren geehelicht werden, und erzählte, dass der Turm 1906/07 erbaut wurde, dass die Wärter mit ihren Familien fast ausschließlich als Selbstversorger mit ihren Schweinen, Hühnern und Kühen direkt am Turm in den heutigen Seminarhäusern, die uns gerade auch beherbergen, lebten. Die Befeuerung erfolgte bis 1975 mittels Kohlestäben, welche alle 9 Stunden gewechselt werden mussten, danach wurde eine batteriebetriebene Xenon-Lampe eingebaut. Wir erfuhren auch, dass der Turm nun von der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung in Tönning überwacht wird und automatisch betrieben wird. Er zeigte uns auch Bilder eines besonders starken Hochwassers, wo er und seine Familie sich an einem Seil von einer zur anderen Haustür hangelten. Danach sind wir mit den Rädern zum Bahnhof gefahren und haben die Bahn nach Husum noch knapp gekriegt.

Dort angekommen ging’s gleich zum Informationszentrum Nationalpark Wattenmeer, an das auch direkt ein Weltladen anschließt. Danach waren wir in einem winzigen Krims-Krams-Laden und einem Wolladen, bevor wir dann zu Rainer nach Hause sind und nach Kuchen, Tee und Kornnatter-Bestaunen vor einem riesigen Haufen Flügel saßen, den es zu bestimmen galt. Danach ging es zu Fuß, mit Bahn und Rad wieder zum Leuchtturm. Auf dem Radfahrabschnitt des Weges blieben einige von uns stehen, der Rest fuhr weiter zum Leuchtturm. Dort angekommen fragten wir uns, wo die andern bleiben, wir dachten, sie hätten irgendeinen interessanten Vogel oder ähnliches erblickt und seien deshalb angehalten. Aber es war doch ein platter Reifen, sodass sie den Rest des Weges geschoben haben.

(…)

Donnerstag, 08:50 Uhr. Der Tisch ist bereits weitgehend gedeckt und auch die letzten kriechen langsam unter ihren Decken hervor. Nach dem Frühstück geht’s dann gegen elf raus auf die Sandbank zur Vogelzählung mit den Schutten, bzw. mit einem, da die anderen beiden andere Gebiete zum Zählen haben. Während wir auf die Flut, welche die Vögel auf der Sandbank zusammentreiben würde, warteten, saßen wir auf dem Rettungsturm und suchten gierig den Horizont nach allem Ersichtlichen ab. Dann gings los, zuerst Richtung Norden, wo wir nach wenigen hundert Metern einen toten Seehund fanden und uns der Schutte erklärte, dass es extra jemanden gab, der solche Kadaver entsorgt. Wir fächerten uns immer weiter auf und schon bald gab es eine große Zählgruppe und eine kleine Muschelsammelgruppe. Danach aßen wir noch einige Zeit auf dem Rettungsturm Brot mit Kuskus, Käse, Streich und Käse und tranken dazu Apfelmus, Wasser und Tee. Ungefähr fünfeinhalb Stunden nach unserem Aufbruch am Leuchtturm machten sich die ersten auf den Rückweg, um schon mal Essen zu kochen. Der Abend wurde mit Filmeschauen beendet und am Mittag des nächsten Tages sind wir dann alle wieder heimwärts gefahren.

Alles in allem wirklich ein schönes Lager und der schönste Ort, an dem ich bisher mit dem DJN war.

Foto: DJN

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